Zweiter Teil unserer Alpendurchquerung 2025

AUFTAKT

Der Weg

Für unseren Blog haben wir viel auch direkten Zuspruch bekommen, herzlichen Dank! Jetzt rückt 2025 näher und die Planung für den 2. Teil unserer Durchquerung steht bereits, jetzt im Herbst 24! Ende Juni werden wir vom Stilfser Joch aus starten. Wieder werden wir dabei einige, auch längere Teilstrecken als von uns geführte Touren (ab 18.12.2024 auch über die Webseite des DAV Sektion Mannheim abrufbar) anbieten – freuen uns dabei wieder auf Bergerfahrene alte und neue TeilnehmerInnen. Von diesen Wegen kennen wir noch nicht alles, aber doch deutlich mehr als im Ostteil der Alpen. Dieser zweite Teil der Wanderung wird oft einsamer und deutlich weniger überlaufen sein als etwa die Dolomiten oder auch die Julischen Alpen. Landschaften vom Feinsten erwarten uns, unterschiedliche Berge und Kulturen zwischen der Südschweiz und Oberitalien mit wohlklingenden Namen, mehr oder weniger bekannten Bezeichnungen, die – wenn sie selbst laut ausgesprochen werden – schon Lust machen:

„Durch das Val Viola und das Val Grosina steigen wir aus Italien ein erstes Mal in die Schweiz nach Poschiavo ab. Oberhalb des Val Malenco und südlich an der Bernina vorbei gelangen wir nach Maloja ins oberste Engadin. Dann durchlaufen wir das Bergell aus der Schweiz mit Blick auf den Piz Badile runter nach Italien. Hier biegen wir durch das Valle dell´ Aquafraggia nach Norden, rüber ins Val di Lei. Durch die Lepontinischen Alpen geht es ins Misox, von dort über den Höhenrücken der Calanca ins Val Colma. Von Biasca steigen wir auf zum Via Alta Verzasca, wechseln zum Via Alta Vallemaggia. Spätestens hier sind wir im Oberen Tessin angelangt. Durch das Val Campo geht’s es wieder rüber nach Italien ins Val Antigorio. Wir umrunden Domodossola nordwestlich, biegen dann nach Süden ab, kreuzen das Val Divedro und das Val Bognanco, kommen über das obere Valle Antrona von Westen an den Monte Rosa. Den passieren wir in Macugnaga südwestlich, durchqueren einen Teil der Alpi Vercelli bis Alagna. Schließlich balancieren wir auf dem Grat der Alta Via Biellese zwischen Piemont und Aosta, beenden dann unsere Tour nach ca. 550Kilometern und etwas über 40000Höhenmeter in Quincinetto im Tal der Dora Baltea.“

Soweit der Plan. Natürlich Gesundheit in der Vorbereitung, Fitness und etwas Glück unterwegs vorausgesetzt.

 

Über die Blauen Berge

Das sind alles Dinge, die wir mehr oder weniger selbst beeinflussen können. Vergleichsweise kleinere Aufgaben.

Die Zunahme der Hurrikanstärken, die ständigen Waldbrände, die Überflutungen in Asien oder Valencia, die Erdrutsche, Murenabgänge und etwa die drohende dauerhafte Evakuierung des Ortes Brienz in der Schweiz – alles Geschehnisse seit unserer Rückkehr im August bis jetzt – durch das Alles überschattet ein dickes, schwer zu kalkulierendes Fragezeichen unsere Unternehmung. Es ist für Alle sichtbar und spürbar – mehr als nur ein Berg kommt ins Rutschen.

Dabei steigt der CO2/Methan Anteil in der Atmosphäre immer noch weiter. Es gibt kein ausreichendes Bremsen des Prozesses, immer stärker verheizen die fossilen Fossile und ihre Lobbyisten in Politik und Wirtschaft unser aller Zukunft.

2.5°Celsius globale Erwärmung und zu erwartende Sommertage mit 45°Celsius sind für uns hier in Mannheim absehbar. Trotzdem lassen sich die meisten Menschen Wachstum und Ertragssteigerung als Schlüssel zum Glück verkaufen, dies, obwohl ihre wirklichen Lebensumstände dauernd schlechter werden. Noch gucken zu viele weg, schauen nicht hin, lassen sich durch Konsum ablenken oder haben Angst vor einer Veränderung. Oder leugnen einfach eigene Verantwortung für ihre Zukunft und die ihrer Kinder, entziehen sich der Realität, hängen sich an Populisten und folgen nationalistischen Demagogen und deren markiger Sinnlosigkeit.

Dringend benötigte demokratische Prozesse zu einer wirklichen Veränderung fallen deshalb derzeit aus. Eine tatsächliche andere Klimapolitik benötigt aber zwingend die Umverteilung der ausreichend vorhandenen Finanzmittel. Das ist keine Utopie sondern durchaus machbar: Reichensteuer für Milliardäre

Dazu gibt es derzeit keine Regierungsoption. Arme werden ärmer, Reiche werden reicher. Dabei produzieren die Reichsten überproportional CO2, führen mit wachsender Macht immer ungebremster die Welt ins Desaster.

Was bleibt, ist auf diese Zusammenhänge beständig hinzuweisen. Die blauen Ketten der gesellschaftlich zu durchschreitenden Berge sind im letzten Quartal mit der Verschärfung der Klimakrise ein paar mehr, etwas höher geworden. Letztlich werden Physik und Natur jedoch unausweichlich zu einer Veränderung führen. Schön, wenn dann normale Menschen noch in den Alpen wandern könnten.

Der Alpenforscher und Kulturgeograph Werner Bätzing (Vielen bekannt als Autor über den GTA) analysiert in seinem Buch Homo Destructor sicher richtig, dass weder eine Revolution noch eine langsame Transformation geeignet sind, eine ausreichend schnelle globale Veränderung zu erreichen. Vielmehr sagt er angesichts der Krisen Teilzusammenbrüche der menschlichen Welt voraus, diese könnten eventuell zu entstehenden Freiräumen führen. Von diesen Teilzusammenbrüchen könnte ein Impuls ausgehen, die z.B. die Eigendynamik des Geldes radikal einschränkt und überall auf der Welt bereits entwickelte alternative Lösungen im Sinne des Gemeinwohls und der Mäßigung im Verbrauch zur Umsetzung bringt.

Wir versuchen das in Mannheim mit nachhaltigen Gebäuden in der Hand der MieterInnen, der Forderung nach weniger Abriss, einer Erhöhung der Sanierungsquote zu erreichen. Im Bereich Verkehr setzen wir uns in Mannheim für eine Reduzierung des Stellplatzschlüssels und den Nichtbau von Tiefgaragen ein. Beides führt zu mehr bezahlbarem Wohnraum und einer in der Zukunft besser gestaltbaren Mobilität – mit weniger CO2.

Alpenschutz geht auch in der Rheinebene. Und wir gehen davon aus, die meisten Menschen wollen die Welt erhalten. Sonst würde das Wandern auch keinen Spaß machen.

Homo destructor. Eine Mensch-Umwelt-Geschichte. Von der Entstehung des Menschen zur Zerstörung der Welt. C.H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-80668-1.

 

Der Erste Teil unserer Wanderung geht von den Julischen Alpen bis zum Stilfser Joch.

Zunächst werden wir beide uns etwas einlaufen. Dazu haben wir uns die Steiner Alpen ausgesucht. Von Kamnik aus gehen wir über den Grintovec und die Skuta bis zum Bergsteigerdorf Jezersko. Von dort durch die Karawanken nach Bled. Hier treffen wir auf die erste Gruppe des DAV Mannheim und laufen mit den TeilnehmerInnen zum Triglav, dann über den Vrsic Pass, verlassen Slowenien und landen im Friaul in Italien. Eine nächste Gruppe läuft mit uns weiter von Tarvisio bis in die Nähe von Sexten, also fast den gesamten Karnischen Höhenweg, hierbei streifen wir den Süden Österreichs. Eine weitere Gruppe geht mit uns von Sexten, also wieder in Italien – durch diesen Teil der Dolomiten bis nach Völs am Schlern. Ab Bozen sind wir dann wieder alleine unterwegs und durchwandern zu zweit das Ultental, um dann nördlich des Ortlers weiter nach Westen bis zum Stilfser Joch, dem Ziel des ersten 45-tägigen Teils unserer Alpenlängsdurchquerung, zu gelangen.