07.08. Von der Hintergrathütte zur Payerhütte

Heute laufen wir in fünf Stunden, also ein kurzer Tag, das ab, was wir gestern schon gesehen haben. Steil und teils etwas ausgesetzt geht es zunächst lange den Hang lang.

Schuttfelder der Bergriesen über uns und deren Moränenkegel müssen überstiegen werden. Ab der Seilbahn, die aus Sulden wieder Ausflügler hochbringt, dreht sich der Weg in grünen Serpentinen zur Tabarettahütte hoch. Zuvor unten ein markanter Felsblock, mit Gedenktafeln für viele, in der Hauptsache jung gebliebene Kletterer, die u.a. durch Eislawinen in der Ortlernordwand abgestürzt sind. Nach einer Holunderschorle auf der 2556m hohen Tabarettahütte geht es gleich weiter zur Payerhütte. Noch wilder und ausgesetzter geht es zunächst zum Grat, auf dessen Rückseite wir mit Drahtseilen unterstützt werden. Die Payerhütte ist heute mit 3029m unsere höchste Übernachtung.  Julius Payer war ein begnadeter Bergsteiger, schon im Alter von 26 Jahren gingen 38 Erstbesteigungen auf sein Konto. Viele machte er mit seinem „Leibführer“ Julius Pingerra. Diesen Namen haben wir gestern schon an der Fassade der Hintergrathütte gesehen. Payer war äußerst vielseitig, später machte er auch in Paris noch Karriere als Maler. Sympathisch der Satz, als er erfährt, dass die Payerhütte nach ihm benannt werden soll: „Das war für mich eine große Freude, denn für einen Verdienst ist eine mitbürgerliche Anerkennung mehr wert als ein obrigkeitlicher Orden.“ Infolge des bereits um halb zwei aufziehenden Gewitters lassen wir die optionale Tabarettaspitze ausfallen. Bei einer Minestrone mit Würstchen lauschen wir stattdessen den Gesprächen der drei Südtiroler Bergführer.   Später nutzen wir den einigermaßen guten LTE Empfang um über Mobile Daten unseren Blog weiter vorzubereiten. Unser Büro diesmal: der lange Schlafsaal mit Stockbetten unter dem rustikalen Dach der Payerhütte. Cilli arbeitet in Decken eingewickelt an der Korrektur meines Geschreibsels, ich sitze am Fenster an der Fensterbank und tippe, draußen die Vorratsbehälter für das Gletscherwasser. Dahinter guckt 800m höher schwach der Eisdeckel des Ortlergletschers hervor. Wieder: what a day! Jetzt ist es 17:40 Uhr, bereits um 18:00 Uhr gibt es Abendessen. Morgen startet unser letzter Tag – zum Stilfser Joch. Nach dem Abendessen gibt es noch ein paar schöne Abendpanoramen, völlig ungewohnt aus so großer Höhe!

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AutorIn
Günter Bergmann

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