Nach dem Frühstück und dem Zahlen brechen wir auf. Das gestern achtlos zum Bier bestellte Brötchen hat 10 Euro gekostet. Hier im Skigebiet ist fast so ein Nepp wie am Meer, nun ja, forget it! Wir folgen weiter dem Bach von gestern, steigen in einem welligen, abwechslungsreichen Gelände, manchmal steiler und heiß, immer weiter nach oben. Vorbei am Falzarego Pass (auch hier bleibt kein Konsumwunsch unbefriedigt) zum Passo Valparola. Hier schauen wir uns kurz von außen, da noch geschlossen, ein privates Militärmuseum an. Mir fällt unter anderem eine Gedenktafel von 2018 (!) auf, die man meinem Verständnis nach unkommentiert so nicht aufhängen dürfte. Es sei denn, man versteht sich tatsächlich als Kriegs- und nicht als Friedensmuseum.
Wir folgen dem Dolomitenhöhenweg Nr. 9. An einem Bach kann ich nochmal Wasser auffüllen, es ist sehr heiß. Der sehr schön angelegte Weg biegt um eine Ecke und wir sehen zum ersten Mal die heute wolkenlos völlig freiliegende Marmolada mit ihrem Gletscher. Einer unserer Teilnehmer hat hier vor fast fünfzig Jahren seine erste Hochtour gemacht. Unser Ziel des morgigen Tages, der höchste Berg der Sellagruppe Piz Boè (3152m), ist auch schon auszumachen. Unser Weg führt Richtung Pralongia Pass weiter
durch von unzähligen Blumen bewachsene Almwiesen auf den Störes mit seinem Gipfelkreuz und Aussichtsbank.
Unterhalb der Pralongiahütte, auf gut 2000 m, wird Heu gemacht.
Wieder ein Stück weiter kommen wir zur Strasse des Campolongo Passes herunter. Ein Teilnehmer klagt über massive Fußprobleme, wir versuchen mit allen möglichen Methoden Besserung einzuleiten, entlasten seinen Rucksack und beschließen mit ihm zusammen, es mit einem Fersenkeil, Pflastern und einem Schmerzmittel die letzten drei Tage weiter zu versuchen. Von Pass aus geht es direkt steil nochmal 650 m hoch zum Rifugio Kostner, das sehr schön und exponiert liegt. Allerdings geht ein Teil des Anstiegs wieder über nervige, kraftraubende Skipisten. Das Refugio Kostner ist eines der besten in den Dolomiten. Die ganze Crew ist sehr nett und zuvorkommend. Das Essen ist liebevoll zubereitet und köstlich. Der Hüttenwart empfiehlt uns für die Überquerung des Piz Boe den Weg 672, da dieser im Gegensatz zu der Rinne, die wir vorgesehen hatten, schneefrei sei und ausreichend gesichert. Am Abend und am Morgen gibt es hervorragende Blicke – und natürlich jede Menge Bilder!