18.07. Vom Hochweißsteinhaus zur Porzehütte

Diese Etappe des Karnischen Höhenweges hat den Ruf der Königsetappe. Die erste Hauptschwierigkeit des Weges entsteht gleich zu Beginn. Um Zeit zu sparen wählen wir die Alternative den Hang entlang. Der Hüttenwart hat uns gewarnt, dass gestern hier eine Gruppe Schwierigkeiten beim Passieren eines Schneefeldes hatte. Schneefelder sind für uns normalerweise kein Problem, wir rechnen kurz durch, würden so ca. eine halbe Stunde und 200 Höhenmeter sparen. Nach etlichen Kurven und Falten im Berg stehen wir dann vor dem Schneefeld. Das Problem ist die starke Unterhöhlung der Unterseite durch Ausaperung des Schneegewölbes. Ein Teil ist bereits eingebrochen. Klar, dass der Weg nicht über den Schnee gehen kann, zumal es gestern Nacht fast durchgehend geregnet hat, das Ganze zusätzlich nass und schwer geworden ist. Cilli testet im untern Bereich die Tragfähigkeit. Sie hat den Fuß noch nicht ganz belastet, da wummern Tonnen von Schnee in die Bachrinne. Mühsam bringen wir alle TeilnehmerInnen runter in den Bach und drüben wieder aufs Schneefeld hoch. Für alle etwas Adrenalin und dreckig werden wir dabei auch.

Ansonsten ist die Aussage Königsetappe vor allem dem geschuldet, dass der gesamte Weg sich fast 18 Kilometer lang über einen grünen Grat schlängelt, teils ausgesetzt, deswegen bei Schlechtwetterprognosen zu vermeiden. Allerdings erscheint Cilli und mir der Wegabschnitt nicht so schwer, wie andere Alta Via, die wir schon gegangen sind. Oft bewegt sich der Weg im Bereich T3 bis T4, ist dabei meist relativ breit angelegt, gut gehbar. Eine geniale Fernsicht erlaubt den ganzen Tag den Blick vor und zurück. Immer wieder treffen wir dabei auf kleine Überraschungen. Alpenmohn, einer die Erosion bremsende Schuttpflanze. Oder einer Pferdeherde, die partout keinen Platz machen will. Am Schluß, beim Abstieg zur Porzehütte werden wir wieder von einem sehr jungen fröhlichen Franzosen aus der Bretragne überholt. Er hat vor, in 90 Tagen von Triest nach Monaco zu laufen. Seine beiden Begleiter haben aufgrund des schwierigen Weges heute lieber den einfacheren Weg untenrum gewählt. Bereits seit ein paar Tagen kommen die Jungs immer wieder an uns vorbei. An der neu gebauten Porzehütte, die auch an einem stark befahrenen Moutain Bike Pass liegt, genehmigen wir uns erstmal ein – alkoholfreies- „Anlegerbier“. Dabei locken uns alarmierte Rufe zur Terassenbrüstung: ein Fuchs stattet der Hütte seinen – wie wir erfahren – täglichen Besuch ab. Der junge Hüttenwirt, ein Osttiroler, der die Hütte geradewegs übernommen hat, hat ihn bereits Charly getauft. Ein bißchen die Geschichte, der mit dem Fuchs tanzt. Über 250 Essen produziert  der Hüttenwirt, der auch kocht (gelernt hat er Schlosser, das Essen ist trotzdem sehr lecker!).Durch die Tagesgäste und die Radfahrer (jede Menge E-Bikes!) gibt es für die Hüttnbesatzung nicht mehr die tagestypischen Ruhephasen, er hofft auf einen weiteren Koch. Ein gute Hütte!

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AutorIn
Günter Bergmann

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