Heute endet die dritte von uns geführte Tour. Nach den Julischen und den Karnischen Alpen ist Völs am Schlern das Ziel der Dolomiten Tour. Zunächst liegen aber wieder ungefähr sechs beeindruckende Wanderstunden vor uns: anfangs geht der Weg entlang der Rossköpfe, gibt rechts immer wieder Einsichten in die steilen Felswände. Nach einer Weile erreichen wir den höchsten Punkt und überblicken die Hochfläche des Schlern Gebirgsstocks. In ca. 1,5 Kilometer Entfernung sehen wir bereits das Schlernhaus, auch Bozener Hütte genannt.
Hier lassen wir die Rucksäcke stehen, um nochmals gut 100m höher auf den Petz (2563m), die höchste Erhebung des Schlern zu steigen. Das Besondere ist, dass man von hier aus sowohl einen Superblick in die Richtung hat, aus der wir herkommen, (Marmolada, Geisler- und Sellagruppe), gegenüber von uns liegt der Rosengarten und wir können in der Ferne die Gletscher des Alpenhauptkammes (Ötztaler Alpen, Stubaier Alpen, Zillertaler Alpen und Venedigergruppe) sehen.
Nach einer Holunderschorle oder einem Cappuccino verlassen wir die (wenig freundliche, wohl überlastete) Schlernhütte. Wir folgen kleinen Miniaturhinkelsteinen, die als Wegweiser und Orientierung über die grüne weitläufige Wiese dienen, und die uns zu dem Punkt bringen, an dem sich der Weg dann tatsächlich sehr steil in die Tiefe stürzt. Der Schäufelesteig ist einer dieser Art Wege, auf denen man schnell Höhe verliert, andererseits hochkonzentriert sein muss. Unmittelbar neben der schmalen Wegspur fällt das Gelände steil in schöne, aber gefährliche, unbremsbare Abgründe. Nach ein zwei Stunden Adrenalin und Knie quälen ist es dann auch ok, als wir auf den ebenfalls vorhandenen breiteren Normalabstieg stoßen. Die Schwierigkeiten sind vorbei.
Hier stimme ich Cilli auch zu, dass wir uns den Weg morgen von Völs nach Bozen in der Hitze sparen – und einen weiteren Ruhetag draus machen, indem wir den Bus nehmen. Der Wanderweg wird von hier immer leichter. Logischerweise nimmt die Zahl der Wanderer und der E-Biker auch zu. Alles kündigt bereits das Erreichen des heutige Tagesziels an. Vorher gönnen wir uns nochmal eine kleine Einkehr auf einer hochfrequentierten, aber gut gelegenen Alm, Schafe, Kamele, Alpacas und Lamas streunen frei zwischen den glücklichen, ebenfalls freilaufenden Kindern mit ihren Eltern herum.
Einen Badesee im Abstieg nach unten lassen wir trotz der Hitze aus, im Ortskern von Völs kehren wir ein beim (bezahlbaren!) Kreuzwirt. Eine ganz gute Unterkunft mit einer kleinen Bar und Gelateria an der winzigen Piazza, eine sehr freundliche Wirtin! Im 18. Jahrhundert diente das Gebäude auch als Schule. Allerdings nur auf freiwilliger Basis und für die, die es sich leisten konnten, nicht zu arbeiten, es gab noch keine allgemeine Schulpflicht. Völs ist heute ein wohlhabendes Städtchen. Ein paar protzige Architektenbauten an den Sonnenhängen, schön restaurierter alter Ort. Es gibt ein ElternKindZentrum, eine Freikarte für den öffentlichen Nahverkehr… Gelder sind hier heute vorhanden. Eine schöne Kirche mit tatsächlich einmal den Schrecken des Weltkriegs darstellenden Gemälden, der Ort selber hat zig Menschen dafür hergegeben.
Abends kehren wir zum Abschluss dieser wirklich fordernden Dolomitentour (für die Statistik: ca. 7500 Höhenmeter im Auf- und 8100 Höhenmeter im Abstieg, ca. 115 Kilometer Weglänge) im Hofgarten des örtlichen Biogastronoms ein und lassen uns es gut gehen.