Am nächsten Tag wird alles noch nicht gut, aber etwas besser. Wir haben einen Plan, wie wir zumindest einen Teil des Aldo Bonacossa Höhenwegs am Deutschnonsberg, der als sehr einsam und schön mit abwechslungsreichem Bergpanorama und unberührter Naturlandschaft beschrieben wird, für uns retten können: Abstieg mit dem Bus ins Ultental, Wiederaufstieg und zurück auf die Seite des Val di Non. Leider ist allerdings Samstag und ein möglicher Bus auf der Tunnelstr. von Proveis im Val die Non ins Ultental fährt heute erst kurz vor 11 Uhr. Viel zu spät für uns, dann schaffen wir den Tag nie. Also verlassen wir uns aufs Trampen! In den Bergen haben wir immer sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Nach 30 Minuten Abstieg sind wir um 8:00 Uhr unten am Parkplatz. Entweder wir stehen uns jetzt bis zum Bus 3 Stunden die Beine in den Bauch – aber bereits das dritte Auto hält! Das läuft ja! Wo wir hinwollen? Schlagartig stoppt der Fahrer wieder – aufgrund der Galerien und Kurven sind wir in die falsche Richtung getrampt. „Siamo Specialisti“ sage ich, der Fahrer lacht. Wir ausgestiegen, zurück zum Parkplatz unterhalb der Malga Castrin. In die andere Richtung wieder Daumen raus, das zweite Auto stoppt, ein großer, zunächst etwas wortkarg wirkender Mann nimmt uns in seinem Kleinwagen mit. Er stellt sich als der Almwirt der Unteren Kesselalp heraus, selbst begeisterter Berggeher, Gesprächsstoff ohne Ende. Unten im Ultental lässt er uns an der Bushaltestelle raus, winkt nochmal, wünscht uns Glück für den noch weiten Weg. Hier fahren die Busse öfter, aber halten eben auch dauernd. Also wieder Daumen raus! Das zweite Auto hält, nimmt uns mit bis zu unserm Wiedereinstieg von der Strasse weg! Die Fahrerin stellt sich als Mitglied einer BI gegen die Verlegung der Druckleitungen (hier gibt es viel Wasserkraftnutzung) unter die Erde raus. Dazu sammelt sie Unterschriften. Grundsätzlich bin ich gerne bereit, eine sinnvolle Initiative zu unterstützen. Beim näheren Hinhören ist das allerdings ein Protest der etwas anderen Art – Klimawandel gibt es nicht, anderswo wird die Erde kühler. Überhaupt, die sollen erstmal die Kriege stoppen, bevor sie uns das Autofahren verbieten…etc. Das Übliche. Natürlich mache ich meinen Standpunkt klar – und wir werden nicht rausgeschmissen. Also tue ich ihr den Gefallen – und wir unterschreiben dafür. Durch das Klapfbergtal beginnen wir den Aufstieg zurück südwärts Richtung Val di Rabbi. Die Teerstraße ist schon zu Ende, ein Almweg führt weiter, als nach einer Stunde von unten ein Auto kommt. Daumen raus. Ein sehr nettes altes Ehepaar auf dem Weg zu seiner Berghütte nimmt uns tatsächlich nochmal 3 Kilometer mit. Von hier sind es nur noch 400 Höhenmeter zur Klapfbergscharte, knapp 150m tiefer führt auf der anderen Seite der Aldo Bonacossa Weg die Höhenlinie entlang! Bereits um 12:00 Uhr stehen wir hier oben! Vorher gelingt es uns noch, im Schnappschuss eine Kreuzotter einzufangen, das erste Mal überhaupt. Wie war das mit dem Glück und den Tüchtigen?

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